Silke Ziegler: Die Frauen von der Purpurküste

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ann-marie
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Registriert: Mi 26. Feb 2020, 06:28

Silke Ziegler: Die Frauen von der Purpurküste

Beitrag von ann-marie »

Die erste große Liebe überdauert Zeit und Raum
Eine Liebe, geboren in schweren Zeiten, blüht verborgen trotz jahrzehntelanger Trennung und findet doch noch ihre Erfüllung - tragisch und bittersüß

Die Autorin erzählt in ihrem Roman nicht nur die Geschichte von Isabell in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs in Frankreich, sondern auch die Schicksalsschläge und deren Auswirkungen auf das Leben ihrer Enkelin, Amelie in Deutschland.

Amelie, von Beruf Romanautorin, leidet auch noch nach zwei Jahren unter dem tragischen Unfalltod ihres Mannes und ihres kleinen Sohnes. Nicht nur, dass deren Tod sie völlig aus der Bahn geworfen haben, muss sie auch damit leben, dass sie zum Unfallzeitpunkt das Familienfahrzeug gefahren hat. Sie leidet unter einer ausgeprägten Schreibblockade und ihre depressiven Verstimmungen nehmen immer mehr zu. Praktisch in letzter Minute kann sie sich noch einmal aufraffen und macht sich auf den Weg an einen kleinen, beschaulichen Küstenort in Frankreich, der Heimat ihres Vaters. Dort angekommen, wird sie völlig unerwartet und unvorbereitet mit der Vermietung des Elternhauses ihres Vaters an einen ihr völlig unbekannten jungen Mann konfrontiert. Da dieser auf Einhaltung des mit ihrer Tante abgeschlossenen Mietvertrags besteht, muss sie sich mit der Anwesenheit des unerwünschten Mitbewohners arrangieren, was nicht ohne heftige Diskussionen und Auseinandersetzungen verläuft.

Bei einem Besuch ihrer in einer Pflege- und Betreuungsunterkunft lebenden Großmutter, übergibt ihr diese unerwartet ein Tagebuch, das von ihr über einen bedeutenden Zeitraum in jungen Jahren geführt wurde. Dieses Tagebuch zieht Amelie immer tiefer in die Vergangenheit ihrer Großmutter als junge Frau, die sich während der Besatzungszeit in einen deutschen Offizier verliebte, hinein.

Der Roman beinhaltet zwei Handlungsstränge, die sich immer mehr nähern, bis sie sich am Ende nicht nur in der Gegenwart treffen, sondern auch dazu beitragen, dass ein weiteres Geheimnis ans Licht kommt und sich Menschen treffen, die sich schon lange nicht mehr am Leben wähnten. Dabei gelingt es der Autorin hervorragend, die Besatzungszeit in Frankreich treffend zu beschreiben und das ganze Ausmaß auf den Alltag der Bevölkerung darzustellen. Sie lässt mitleiden, mithoffen, mitbangen aber auch mitfreuen. Vor allem die heimliche Liebe zwischen einer Französin und einem Deutschen, die niemals ans Licht kommen darf und deren Verleugnen vor allem im eigenen Elternhaus und der Nachbarschaft zunehmend schwieriger wird, trägt erheblich zur Spannung bei. Charaktere, Ereignisse, ob in der Vergangenheit oder Gegenwart, und die beiden Handlungsbögen sind sehr gut getroffen und beschrieben, überaus realistisch, glaubwürdig und authentisch. Alles trägt dazu bei, dass man sich in beiden Zeitsträngen sofort wohlfühlt und mit steigender Spannung dem Roman folgt. Berührend die Entwicklung gegen Ende des Romans, die man hautnah miterlebt.

Mit einem zufriedenen aber bedauernden Seufzend aber zufrieden habe ich den Roman nach der letzten zur Seite gelegt, wartend und hoffend auf den nächsten Roman über und mit einer bemerkenswerten Frau an der Purpurküste Frankreichs.
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