Gabriele Schweickhardt: Gestatten: Perla. Eine Wohnungskatze erzählt

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Vandam
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Gabriele Schweickhardt: Gestatten: Perla. Eine Wohnungskatze erzählt

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Gabriele Schweickhardt: Gestatten: Perla. Eine Wohnungskatze erzählt, Wien 2023, Buchschmiede von Dataform Media GmbH, ISBN 978-3-99139-888-2, Softcover, 171 Seiten mit farbigen Illustrationen von Sylvia Bespaluk, Format 11,7 x 1,6 x 18,7 cm, Buch: EUR 14,90.

Die Autorin Gabriele Schweickhardt arbeitet unter anderem als Ghostwriterin. Das heißt, sie schreibt im Auftrag von anderen, die nicht in der Lage sind, ihr Werk selbst zu verfassen. Das macht sich ihre kluge Katze Perla zunutze und erzählt uns mit Gabrieles Hilfe die wechselvolle Geschichte ihres Lebens. Und was sie von manchen unserer Artgenoss:innen hält, erfahren wir bei dieser Gelegenheit auch gleich. Sie hat ja recht! Gelegentlich muss man sich wirklich dafür schämen, ein Homo sapiens zu sein!

Perla: In Malaga geboren

Doch der Reihe nach! Perla wird Mitte September 2014 in Malaga/Spanien geboren und wächst, umsorgt von ihrer Mutter Mara, zusammen mit ihren Wurfgeschwistern Pina, Sandra und Nero bei einem Menschenpaar auf. Die Wohnung ist groß und auch auf der Dachterrasse gibt es für die Katzenkinder jede Menge zu gucken und zu entdecken.

Katzenmama Mara gibt sich alle Mühe, ihre vier Kinder mit dem Leben in einem Menschenhaushalt vertraut zu machen. Irgendwie sind die Zweibeiner in den Augen der Kitten aber ein wenig seltsam. Sehr viel Ahnung von Katzen scheinen sie auch nicht zu haben. Sonst kämen sie doch nicht auf die absurde Idee, eine oberflächliche Reinigung als „Katzenwäsche“ zu bezeichnen, oder? Wo Katzen sich doch viel gründlicher putzen als Menschen. Das findet zumindest Perla.

Aber gut: Der Katzenfamilie geht es bei ihren Menschen prima, also wollen sie mal nicht so kleinlich sein. So, wie sie hier zusammenleben, könnt’s eigentlich für immer bleiben. Das tut’s aber nicht. Zwei der Katzenkinder ziehen, als sie alt genug sind, zu einer befreundeten Familie. Das Menschenpaar kann auf Dauer keine fünf Katzen in der Wohnung halten. Und die kleine Perla erfährt, was Geld ist, und dass eine Menge Katzen eben auch eine Menge kosten.

Das Glück ist nie von Dauer

Der Trennungsschmerz ist groß, aber es hätte auch viel schlimmer kommen können! Mit Schrecken erinnert sich die Katzenmama daran, wie sie ihr erstes Zuhause verloren hat. Man hat sie, als man sie nicht mehr haben wollte, kurzerhand ausgesetzt. Wie gut, dass sie irgendwann ihren heutigen Menschen über den Weg gelaufen ist! Aber auch die haben das Glück nicht dauerhaft gepachtet. Leider. Und so sehen sich Perla, ihre Mutter und ihre Schwester auf einmal mit einer neuen Frau konfrontiert:Carlotta, die auch noch zwei riesige Rassekater hat. Die beiden Kater können Perla nicht leiden und mobben sie, wo’s nur geht. Sie bekommt nicht einmal mehr genügend zu fressen.

Carlotta ist von der Situation genervt und macht kurzen Prozess. Und ihr Partner, dieser Lauch, rührt keinen Finger für seine arme Perla! Ach, Menschen! Hör mir mit denen auf!

Welche Abenteuer noch zu bestehen waren, bis sie schließlich in Frankfurt im Haushalt von Gabriele Schweickhardt gelandet ist, erzählt Perla uns in den folgenden Kapiteln.

Wie im richtigen Leben

Im Buch ist’s wie im richtigen Leben: Es gibt wohlmeinende und gemeine, egoistische Akteure, es gibt clevere und nicht ganz so schlaue Gestalten, es gibt amüsante Momente (die Lektionen in Menschenkunde, die Mara ihren Kitten zuteilwerden lässt! Der kleine Macho-Kater Nero!), es gibt traurige Ereignisse und solche, bei denen die Leser:innen die kalte Wut auf ihre Artgenossen packt. Unter uns Homo sapiensen 😉 gibt’s schon ein paar Prachtskanaillen!

Ich halte seit rund 35 Jahren Katzen und habe mich schon öfter mal gefragt, was sie wohl denken und fühlen mögen. Perla und ihre Verwandtschaft haben mich tatsächlich noch auf ein paar Ideen gebracht, auf die ich von selbst nicht gekommen bin. Selbst altgediente Katzenfreund:innen können hier also noch was lernen. Gut unterhalten werden sie sowieso.

Die farbigen Illustrationen von Sylvia Bespaluk sind wunderschön! Vor allem das „Doppelporträt“ von Autorin und Katz‘ ist sehr berührend. Das Einzige, was ich an diesem Buch nicht ganz so toll fand, ist, dass die Gedanken und Gespräche der Katzen in einer hellen, orangefarbenen Schrift gesetzt sind. Das sieht gut aus und ich verstehe auch die Idee dahinter, aber ich konnte diese helle Schrift bei Kunstlicht fast nicht lesen. Das ging nur am helllichten Tag. Das mag eine Altersfrage sein oder vielleicht ein individuelles Problem. Ich wollte es an dieser Stelle nur kurz erwähnen.

Nach diesem bisher so aufregenden Leben wünsche ich der aufgeweckten spanischen Katzendame noch viele gesunde und glückliche Jahre mit und bei ihrer „Dosenöffnerin“ Gabriele. Vielleicht lässt Perla ja mal wieder was von sich hören …

Die Autorin

Gabriele Schweickhardt wurde 1955 in Wien geboren. Nach einem Literaturwissenschaftsstudium, das sie mit der Promotion abgeschlossen hat, und parallel dazu einer Buchhändlerausbildung ging sie 1987 nach Deutschland. Dort war sie erst als angestellte Verlagslektorin tätig, seit 2003 ist sie mit ihrem eigenen Lektoratsbüro selbstständig und macht Sachtexte aller Art druckreif – vom Werbeflyer bis zum umfangreichen Sachbuch. Nach ihrem Umzug nach Wien wird sie ebenfalls als freie Lektorin tätig sein, aber auch als Ghostwriterin für Sachbücher & Ratgeber. Zum Katzenroman „Gestatten: Perla“, ihrem ersten eigenen Buch, hat sie das Schicksal ihrer Hauskatze inspiriert, die sie seit Mai 2021 durch den Alltag begleitet. www.lektorat-schweickhardt.eu

Die Illustratorin

Sylvia Bespaluk hat bereits als Kind ständig eine Kiste mit Stiften mit sich herumgetragen und gezeichnet und gezeichnet ... Später folgte ein Design-Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim. Im Anschluss arbeitete sie festangestellt und später als Freelancer für Agenturen. Seit 2010 zeichnet sie hauptsächlich redaktionell für Magazine und Buchverlage. Aufträge aus der Werbung und Gestaltung von Broschüren sind ebenfalls Teil ihrer Arbeit. www.bespaluk.com
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spiralnebel111
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Re: Gabriele Schweickhardt: Gestatten: Perla. Eine Wohnungskatze erzählt

Beitrag von spiralnebel111 »

Würde ich gerne lesen, aber die traurigen Teile und die bösen Menschen verkrafte ich einfach nicht. Ich weiß schon mehr davon, als ich jemals wissen wollte.
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Vandam
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Re: Gabriele Schweickhardt: Gestatten: Perla. Eine Wohnungskatze erzählt

Beitrag von Vandam »

Ja, geht mir auch oft so. Es gibt Themen, über die ich weder was lesen noch was schreiben will. Grausamkeit gegenüber Kindern und Tieren z.B., alles, was mit "Geiselnahme" zu tun hat - und blutige Thriller. Da ich aber weiß, dass es Katze Perla bei Gabriele gut hat und sie sich die bösen Menschen nur ausgedacht hat, weil sie in Wahrheit gar nicht weiß, wie Perla im Tierheim gelandet ist, dachte ich, ich riskier's.

Übrigens gehöre ich auch zu den Leuten, die hinten in einem Krimi nachgucken, ob das Haustier des Helden die Ereignisse heil übersteht.
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spiralnebel111
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Re: Gabriele Schweickhardt: Gestatten: Perla. Eine Wohnungskatze erzählt

Beitrag von spiralnebel111 »

Ja, ich auch. Und wenn bei spannende Handlungen offenbleibt wie es den Tieren am Ende geht ärgere ich mich.
Absolut einmalig ist "Lionboy" von Zizou Corder, da wird am Schluß sehr ausführlich erzählt, wie es am Ende und auch weiterhin, allen Protagonsten ergeht. Und es kommen viele Tiere darin vor. Goßartig! Da Du auch vor Kinder- und Jugendbüchern nicht zurückschreckst, sind die drei Bücher meine persönliche Leseempfehlung für Dich!
Was bei mir gar nicht geht ist Tierquälerei, Kindesentführung, Folter und Sexualverbrechen. Die Bücher von Donna Leon muß mein Mann mir vorsortieren, nach einem Band konnte ich wochenlang nicht schlafen und habe die Geschichte heute - nach Jahren - noch nicht ganz vergessen.
Was geht sind Fantasy-Romane, und früher auch Horror, weil es das so nicht gibt.
Aber ich neige heute nur noch zu friedlichen, fröhlichen Büchern, gerne abenteuerlich, also Kinder- und Jugendbücher. Ich werde deswegen gelegtlich verachtet, aber das kratzt mich nicht. Die Zeiten als ich alles las, was mir in die Finger kam, sind vorbei. Ach, ja, klassische Krimis lese ich auch noch viele. Da geht es mir nicht um den Mord, sondern um die Aufklärung des Verbrechens.
Ich habe aber heute auch eine gigantische Auswahl, dank booklooker und dem Bücherturm Wetzlar. :D
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