Gendern muss nicht sein

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spiralnebel111
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von spiralnebel111 »

Ich habe mich wohl mißverständlich ausgedrückt: "Ich mag es nicht" bezieht sich auf die Sternchen, Schrägstriche und das große "I", keineswegs auf den Hintergrund oder die Diskussionen.
Ist schon jemandem von Euch aufgefallen, daß das gendern jetzt schon gerne sehr spöttisch verwendet wird? Das ist auch nicht schön.
Und ich finde auch, wir sollten einfach nicht so faul sein. "Sehr geehrte Ärztinnen und Ärzte" empfinde ich nicht als übertriebenen Aufwand. "Liebe Gästinnen und Gäste" dagegen blöd. Wenn jemand gendern möchte, habe ich nichts dagegen, in einem flüssigen Text stört es mich allerdings.
Nett wäre, wenn schreibende Menschen die eleganteren Formen (mit oder oder gendern) wählten... :wink:

(Manchmal stört es mich aber gar nicht, ist mir soeben aufgefallen. :shock: Bevor ich darüber schreibe, muß ich erst mal nachdenken, es ist noch arg früh).
Sensenmann
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von Sensenmann »

Es geht weniger um den Titel (Frau Doktor ist für mich auch okay), als um das Bild, welches die männliche Sprachform hervorruft - viele / die meisten(?) Menschen verknüpfen wohl mit solchen Begriffen immer noch mehr das Bild von Männern, sobald sie es hören oder lesen, wenn sie dazu keine Person vor sich haben, als dass sie eine offene Vorstellung hätten. Beispiel: Sagt man gewöhnlich: "Ich gehe zum Doktor", steckt nicht immer ein Herr Doktor dahinter. Es wird aber so wahrgenommen. Wer sagt schon "Ich gehe zur Doktor"? Und das ist jahrhundertealte Prägung, obwohl heute prinzipiell jede/r nahezu alles werden kann. Weil es aber so ist, dass viele mit bestimmten männlichen Begriffen immer noch den besonders klugen, den besonders starken, den besonders begabten, den besonders durchsetzungsstarken Mann verbinden, sind Frauen oft noch im Hintertreffen, wenn es um die Auswahl von Posten, um gleichen Lohn, um gleiche Erwartungen usw. geht.
Darum finde ich das Experiment Gendern richtig, auch wenn es mir sprachlich nicht immer gefällt.
Sensenmann
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von Sensenmann »

... und das Spötteln mit Gendersprachformen praktizieren oft Personen, die ansonsten ein derart schlechtes Deutsch sprechen und schreiben, dass ich hin und wieder erst mal vorsichtig frage, ob sie Deutsch-Muttersprachler sind. Wenn nicht, kann ich selbst mich ja kaum über deren Fehler lustig machen ...
briefmarkenjaeger
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von briefmarkenjaeger »

Sensenmann hat geschrieben: Mo 19. Feb 2024, 14:28 Sagt man gewöhnlich: "Ich gehe zum Doktor", steckt nicht immer ein Herr Doktor dahinter. Es wird aber so wahrgenommen. Wer sagt schon "Ich gehe zur Doktor"?
Ich würde eher sagen ich gehe zum Arzt oder ich gehe zur Ärztin, aber der Genus von Doktor ist immer noch Maskulinum oder möchtest du etwa den grammatikalischen Genus von vielen Wörtern ändern? Das kommt mir weltfremd vor.
esmi
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von esmi »

Also ganz ehrlich...ich denke, man kann sich die Gründe für das gendern, das wirklich nur eine Minderheit angestoßen hat (neuste Befragungen haben mal wieder ergeben, daß 75% der Bevölkerung das gendern ablehnt) zurechtlegen bzw.den Leuten in den Mund legen, damit es seine/ihre Berechtigung hat. :shock:
Und gendern ist "relativ" leicht zu erreichen. Man muß "nur" die Sprache verhunzen und schon kann man sich auf die Fahnen schreiben, soviel für die Gleichberechtigung getan zu haben. Meiner Meinung nach wird Gleichberechtigung nicht durch das verwenden von weiblichen Formen erreicht, sondern dadurch das tatsächlich Chancengleichheit, gleicher Lohn, gleiche Erwartungen für Frauen und Männer gelten. Wenn das tatsächlich erreicht wird, dann ist es auch egal, ob die Bezeichnung "nur" eine männliche Form hat, oder auch eine weibliche. Und im Laufe der Zeit wird sich die Verwendung einer weiblichen Form von ganz allein in den Sprachgebrauch einschleichen und verwurzeln. So wie schon immer Sprachveränderungen stattgefunden
haben.
Ich bin nicht gestern erst aus dem Nest gefallen und höre daher schon seit Jahrzehnten Doktor, Bäcker, Direktor, Chef und habe das wirklich NIE nur mit einer männlichen Person in Verbindung gebracht oder gedacht, daß dieser Beruf nur von Männern ausgeübt/besetzt werden kann. Und, ich lehn mich mal ganz mutig aus dem Erdgeschoßfenster, so wie mir wird es den allermeisten auch gehen. Aber man muß ja eine Begründung dafür liefern, warum man sich über den Wiederstand der Mehrheit hinwegsetzt und das gendern aufzwingt.
Und noch etwas gesteh ich hiermit ganz mutig ein, auch wenn ich befürchte, daß die ersten Mistgabeln gewetzt und Fackeln angezündet werden...ich mach mich ständig über das gendern lustig. 99% meiner Bekannten machen sich über das gendern lustig. Deutsch ist meine Muttersprache. Ich habe Reno-Gehilfin gelernt und arbeite seitdem immer in Berufen, in denen ich viel schreiben oder reden muß. Auf deutsch. Fehlerfrei. :D
Sensenmann
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von Sensenmann »

Ich bin sehr froh, dass man es hier im Forum nur mit aufgeklärten, modernen Menschen zu tun hat, die voll auf der Höhe der Zeit stehen und schäme mich, dass nicht alle so weit sind, insbesondere ich. Mag damit zu tun haben, dass ich auf dem Land lebe und das auch noch im Osten. Hier, wo ich lebe gibt es schon noch eine große Anzahl von Menschen, die anders ticken, nicht wie die vielen Metropolenpersönlichkeiten, die geistig mitten im 21. Jahrhundert angekommen sind. Danke!
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spiralnebel111
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von spiralnebel111 »

Sensenmann hat geschrieben: Di 20. Feb 2024, 07:51 Ich bin sehr froh, dass man es hier im Forum nur mit aufgeklärten, modernen Menschen zu tun hat, die voll auf der Höhe der Zeit stehen und schäme mich, dass nicht alle so weit sind, insbesondere ich. Mag damit zu tun haben, dass ich auf dem Land lebe und das auch noch im Osten. Hier, wo ich lebe gibt es schon noch eine große Anzahl von Menschen, die anders ticken, nicht wie die vielen Metropolenpersönlichkeiten, die geistig mitten im 21. Jahrhundert angekommen sind. Danke!
Das verstehe ich nun überhaupt nicht. :shock:
Sensenmann
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von Sensenmann »

Die Diskussion läuft einfach völlig ins Leere. Die Ablehner*innen ziehen sich unaufhörlich an Geschmacksfragen hoch und ignorieren völlig die soziologischen Aspekte, auf welche die Mütter und Väter des Genderns zielen, oder sagen von sich, dass sie sowieso schon immer bei traditionellem Gebrauch des generischen Maskulinums Menschen jeglichen Geschlechts dabei im Kopf hatten. Das ist so glaubwürdig wie die Aussage, dass wir demnächst ein sprechendes Glas Spreewälder Cornichons als Bundeskanzler*in haben werden. Mit anderen Worten: In mir hat sich ein Schalter auf "Sarkasmus" umgelegt und ich verlasse die Diskussion, um in Ruhe weiter zu gendern, wo ich es für angebracht halte. Außerdem muss ich damit weitermachen, weil mich die Bundesregierung dafür gut bezahlt. ;-)
esmi
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von esmi »

Da diskutiert man, und da haben doch tatsächlich andere Teilnehmer an der Diskussion andere Ansichten ...ja upsi... :D und sie bringen auch noch Argumente und Begründungen zu ihren Argumenten vor...nochmal upsi... :D
Denn das ist, man/sie höre und staune...tatsächlich der Sinn des Begriffs Diskussion. Man hat unterschiedliche Meinungen und diskutiert die, ob es zu einer Einigung kommt ist fraglich, aber bei einer Diskussion auch nicht wirklich erforderlich.
Aber, hey, dem begegnet man bei Diskussionen immer wieder. Fällt dem Vertreter der einen Seite nichts mehr ein oder müßte er eingestehen, daß die Argumente der anderen Seite zumindest ganz gut, durchdacht oder nicht von der Hand zu weisen sind, dann werden die Aussagen der anderen Seite eben als unglaubwürdig bezeichnet. :roll:
Voila, Diskussion gewonnen. Diskussion beendet. Denn was soll man noch sagen, wenn es doch eh unglaubwürdig ist... :cry:
Da meine Aussage, sowie die Aussage der vielen, die auch beim generischen Maskulin jegliches Geschlecht im Kopf haben absolut glaubwürdig ist und ich mich absolut ungern als unglaubwürdig hinstellen lasse werde ich beantragen, daß bei der nächsten Wahl sich ein Glas sprechender Spreewälder Cornichons zur Wahl stellt.
Und wenn dann alle, die beim generischen Maskulin jedes Geschlecht im Kopf haben dieses Glas wählen... :lol:
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digitalis
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von digitalis »

Hallo esmi,
wahrscheinlich guckt keiner mehr rein, macht aber nix. Ich musste beim vorletzten Schrieb von Sensenmann lachen und finde es schade, dass Du auf seine Erläuterung und seinen Ausstieg aus dem Gespräch jetzt ein bisschen "auf den Schwanz gekniffen" reagierst (bedauerlicher, höchst patriarchalischer und sexistischer dummer Spruch, aber ich mag ihn) M.E. hat er völlig recht und Du Dich möglicherweise noch nicht hinreichend mit dem ganzen Emanzipanzikram, was Sprachregelung betrifft, beschäftigt. Das macht aber auch nix - jedeR, wie sie/er lustig ist.
Wenn ich in der Zeitung lese, dass der argentinische Präsident das Gendern explizit in allen offiziellen Schreiben verbot, weil sowieso alle frei seien - oder so ähnlich als Begründung, so wird mir jedoch wieder bestätigt, dass es NICHT unwichtig ist.
Vorsicht bei der Behauptung, keine Fehler beim Schreiben zu machen. Sowas lässt die Schulmeisterin in mir sofort den Rotstift blitzen - selbstverständlich wurde ich fündig! Ich wage die Wette, dass es im geliebten "Vater"land keinen einzigen Menschen gibt, die/der fehlerfrei deutsch schreiben kann. Die Rechtschreibregeln sind trotz Reförmchen dawider!
Und jetzt hör ich mit dem Thema auch auf. :wink:
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spiralnebel111
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von spiralnebel111 »

Ich war schon beim Sarkasmus raus. Das ist für mich wie verschlüsselt, und ich habe den Code nicht.
esmi
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Re: Gendern muss nicht sein

Beitrag von esmi »

Hallo digitalis,
eigentlich bin ich auch schon aus der Diskussion raus, die eh dank Totschlagargumenten keine mehr ist. Aber irgendwie will ich dann doch noch was dazu sagen, was du geschrieben hast. Schließlich sprichst du mich direkt an. :wink:
Du bist offenbar auch einer der Diskussionsteilnehmer, die man dazu ruft, wenn man eine Diskussion beenden will. Nimm es mir übel oder auch nicht, aber so ist es.
Warum es so ist: Relativ einfach. Du hast die gleiche Ansicht wie Sensenmann was das gendern betrifft, das ist völlig legitim. Daß du ihm dann in seinen Argumenten recht gibst ist auch völlig in Ordnung und verständlich. ABER...du verwendest auch eines der Totschlagargumente für Diskussionen. Bei Sensenmann ist es "unglaubwürdig", bei dir "noch nicht hinreichend mit der Thematik befaßt".
Mit anderen Worten: Meine Meinung zum gendern ist die richtige und einzig wahre. Bist du anderer Meinung, egal was für Argumente du dagegen vorbringst hast du dich eben noch nicht genug mit der Thematik befaßt. Denn hättest du das, würdest du unsere Meinung auch als die einzig richtige ansehen.
Da kann man dann einfach nichts mehr zu sagen.
Geh einfach mal davon aus, daß ich mich aus verschiedenen Gründen tatsächlich hinreichend und ausführlich mit der Thematik befaßt habe, und TROTZDEM anderer Meinung bin. 8)
Nur, wie gesagt, so plättet man jede Diskussion, indem man den Vertretern der anderen Meinung sagt, wenn du unsere Meinung nicht richtig findest, hast du dich einfach noch nicht genug damit befaßt. Befaß dich damit, dann wirst du auch unserer Meinung sein.
Seufz.... :?
Damit bin ich auch (wieder) raus... :?
Und zum fehlerfrei sprechen oder schreiben...Gut, mein Fehler. Vielleicht hätte ich mir die Mühe machen sollen zu schreiben, daß ich zu ca.90 % fehlerfrei schreibe und spreche. :)
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