Mit „Zufallstreffen: Fabian und Sven“ ist in sehr erfreulicher Zusammenarbeit mit dem Traumtänzer-Verlag eine romantische Novelle mit ernstem Beiklang entstanden, die ich euch gerne vorstellen möchte:

Eckdaten
ISBN E-Book: 9783947031580
ISBN Print: 9783947031566
Seitenzahl: ca. 115
Genre: New Adult / Gay Romance (mit etwas Drama)
Das Taschenbuch (11,99 €) findet ihr hier:
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Im Gegensatz zu dem, was Amazon schreibt, beträgt die Lieferzeit natürlich NICHT 1-3 Monate, sondern einige Tage!
Das E-Book (3,99 €) erhaltet ihr bei den üblichen Verdächtigen:
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Klappentext
Nach einem unerfreulichen Date will Fabian, seines Zeichens Staatsanwalt, souverän, freundlich und filmbegeistert, einfach nur nach Hause. Doch da tappt ein junger, desolat wirkender Mann in der eisigen Nacht am Randstreifen entlang – prompt hat er einen Anhalter an Bord.
Sven hat keinen Ort mehr, an den er gehen kann. Er weiß nur, dass seine Welt zusammengebrochen ist – nicht zum ersten Mal. Die soeben erlittene Gewalttat will er nicht wahrhaben, den Absichten des fremden Samariters misstraut er zutiefst.
Trotzdem beginnen sich die beiden unterschiedlichen Männer einander anzunähern – bis Svens Vergangenheit ihn einzuholen droht. Hat ihre Beziehung eine Chance?
Leseprobe
Fabian
Das Date als Reinfall zu bezeichnen, wäre einem Euphemismus gleichgekommen. Missmutig arbeitete sich Fabian das dunkle Band zwischen Bonn und Köln entlang – Bundesstraße, das kurze Stück Autobahn war wegen eines Unfalls gesperrt. Er hatte nur ein knappes Glas Rotwein getrunken und sah sich noch zum Fahren imstande, dazu war die spätwinterliche Straße leer. Wäre es besser gelaufen, hätte er den Wagen dort stehengelassen und die Bahn zurückgenommen. Noch ein wenig besser und er hätte in der anderen Stadt übernachtet. Doch er hatte, erfahrungsbedingt, schon eine Ahnung gehabt – beim Onlinedating war ihm das Glück selten hold. Freunde bescheinigten ihm zwar gutes Ausstehen und einen ebenso ansprechenden Charakter, doch offensichtlich reichte das nicht. Karma oder so. Vielleicht war er in einem vergangenen Leben ein richtig fieses Ekelpaket gewesen?
Früher, als Student, war er gelegentlich in einen der Clubs gegangen, um bei stampfenden Beats und Stroboskoplicht nach der Liebe oder wenigstens dem passenden Menschen für die Nacht zu suchen. Doch die meisten Anwärter erwiesen sich als stumpfe Narzissten mit eingeschränktem emotionalem Spektrum und testosteronverschleiertem Blick – er war kein Tier. Nicht, dass er dort nicht trotzdem von Zeit zu Zeit Spaß gehabt hätte, aber das schale Gefühl danach war immer schwerer loszuwerden gewesen. Mit der Suche via Smartphone lief es kaum besser – zu mehr als ein paar oberflächlichen Techtelmechteln hatte es bislang nicht gereicht. Wenn er ehrlich war, war der letzte zwischenmenschliche Kontakt, der einer Beziehung nahegekommen war, auf sein zweites Semester zurückzudatieren.
Das heutige Treffen war jedoch besonders unerfreulich gewesen. Auf sein Gegenüber hatte das Wort Schnösel am besten gepasst, so hübsch und intelligent es im Profil noch gewirkt hatte. Die erste Frage des seitengescheitelten Schönlings hatte seinem Job gegolten. Soweit harmlos, wäre er in der Folge nicht noch vor dem Dessert zum dritten Mal auf die eigenen, offenkundig enormen Aktienerfolge zu sprechen gekommen. Für den zunehmend gelangweilten Fabian war es ein schwieriges Unterfangen gewesen, überhaupt ein anderes Thema anzuschneiden. Schließlich hatte er Unpässlichkeit vorgeschützt und ohne Überraschung registriert, dass der andere die Rechnung exakt durch zwei teilte, obschon er sich Filet Mignon, Lachs-Carpaccio und den größten Teil des Weins gegönnt hatte, während Fabian bei Penne mit Hühnchen geblieben war. Das Trinkgeld war ebenfalls mickrig ausgefallen.
Die auf dem Seitenstreifen entlang wankende Gestalt entdeckte Fabian erst im letzten Moment und war unmittelbar froh um sein gemäßigtes Tempo. Dunkelblaue Jeans und Lederjacke waren kein klug gewähltes Outfit, um an einem Februar-Spätabend an der Bundesstraße spazierenzugehen. Der Mann hatte die Arme fest um den schmalen Körper geschlungen – kein Wunder, bei -2° Grad.
Sven
Ohne es zu registrieren, schüttelte er beim Laufen immer wieder den Kopf, wie eine Kuh, die Fliegen vertreibt. Er wusste kaum, wo er war, auch nicht, wohin er lief, setzte nur einen Fuß vor den anderen. Anfangs war er gerannt. Der Wodka benebelte seinen Geist, aber das war wirklich nicht Svens größtes Problem. Sein Körper brannte, eine Stelle brannte besonders. Was verflucht war da passiert? Die Feier – er hatte zum ersten Mal an einer der richtig großen Partys teilnehmen dürfen. Was für ein Vertrauensbeweis! Die Stimmung war bombig gewesen, Sprit, Stoff, Weiber, Mucke, von allem war überreichlich da. Und Marco war richtig nett zu ihm gewesen, hatte ihm Aufmerksamkeit geschenkt und sogar einen Joint mit ihm geteilt. Er war so stolz gewesen ob dieser Ehre! Aber dann war … dann hatte …
Sven erbrach sich unvermittelt, als er an den Chef dachte, gerade noch den Kopf drehend, um sich nicht auf die Schuhe zu spucken. Er zog sein T-Shirt hoch, um sich den Mund mit dem dünnen Stoff abzuwischen, und fing sich wieder. Nichts war passiert, absolut gar nichts, beschloss er. Einzelne, feine Flocken schwebten schwerelos durch die kalte Luft. Wenn er sich nicht zusammenriss, erfror er noch hier draußen! Wobei, vielleicht war zu erfrieren nicht das Schlechteste.
Fabian
Fabian blickte in den Rückspiegel und biss sich auf die Lippe. Der Mann hinter ihm tappte weiter im Schneckentempo den Seitenstreifen entlang. Er sah miserabel aus, schwankte leicht. Ein Junkie vermutlich. Wenn der in den Graben kippte, war er bei dem Wetter in einer Stunde tot. Fabian seufzte und fuhr rechts ran. Na, das konnte ja heiter werden. Als der Strauchelnde seine Höhe erreichte, ließ Fabian das Fenster ein Stück hinunter. Eisige Luft schlug ihm entgegen und er schauderte. Der Mann draußen trug offensichtlich nur ein Shirt unter der Jacke.
„Steig ein, ich kann dich ein Stück mitnehmen.“
Überrascht stellte Fabian fest, dass er den anderen automatisch geduzt hatte, sonst gar nicht seine Art. Der Fremde starrte ihn an und stieg tatsächlich ein, wenn auch hinten. Dort saß er eng an die Tür gedrückt und Fabian war sicher, sich keine Sorgen wegen eines Überfalls machen zu müssen. Schon von Weitem hatte er gesehen, dass er den Mann um eine gute Handspanne überragte, und das Risiko als gering eingeschätzt. Nun deutete er auf den Gurt und wartete geduldig, bis die fahrigen, vermutlich halb erfrorenen Finger seines neuen Fahrgasts den Akt des Anschnallens vollbracht hatten.
„Wenn du dich übergeben musst, gibst du mir bitte Bescheid, dann halte ich an, ja?“
Nicken – nun gut. Er schaltete hinten die Sitzheizung an und fädelte sich wieder ein. Minutenlang verlief die Fahrt durchs Dunkle stumm, dann sah sich Fabian doch genötigt, etwas zu sagen.
„Wohin musst du?“ – jetzt konnte er auch beim Du bleiben.
Der junge Mann im Heck – er war sicher nicht älter als 20 – antwortete nicht, sondern sah nur auf seine Hände herab. Auch das noch. Das Einzige, was Fabian wollte, war, sich bei zwei weiteren Gläsern Wein in sein bequemes Bett zu fläzen, irgendeine Serie zu gucken und Gott einen guten Mann sein zu lassen. Aber er konnte den Mann bei diesem Wetter schlecht wieder raussetzen. Notschlafstelle, fiel ihm ein. In Köln gab es für solche Situationen doch Notschlafstellen. Bloß wo? Am Breslauer Platz und am Neumarkt lag die Drogenhilfe, aber konnte man dort auch schlafen? Eigentlich peinlich, dass ausgerechnet er damit überfragt war. Egal, er konnte sich bei seinem Gast erkundigen, der wusste es vermutlich ohnehin selbst.
„Hast du keine Wohnung? Soll ich dich zu einer Notschlafstelle bringen?“
Kopfschütteln. Aber bezogen auf was? Beides? Der junge Mann sah schrecklich müde und traurig aus.
„Willst du heute bei mir schlafen? Geht aber wirklich nur für diese Nacht!“
War er verrückt? Was sagte er denn da? Immerhin, der andere schien auch nicht besonders überzeugt von dem Vorschlag, denn er schwieg zunächst weiter beharrlich.
„Bist du so ein Schwuler?“
Die Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und als Fabian verärgert in den Rückspiegel sah, entdeckte er eindeutig Angst. Das war eine unerwartete Reaktion und nahm ihm sofort den Zorn. Der andere hatte den Blick starr auf Fabians Arbeitstasche geheftet, die auf dem Beifahrersitz lag. Der Regenbogenaufnäher in einer Ecke des schwarzen Stoffes war im Licht gelegentlich vorüberziehender Straßenlaternen gut zu erkennen. Normalerweise rechnete sich Fabian kaum der Szene zu, schon gar nicht der politisch aktiven, doch das hatte er sich nicht nehmen lassen. Manchmal warf ein Nebenkläger oder Zeuge einen scheelen Blick darauf, gelegentlich auch ein Kollege. Aber was hätten sie sagen sollen?
„Lass mich raus!“
Sein Mitfahrer klammerte sich am Türgriff fest – als Fabian nicht gleich reagierte, fügte er ein fast verzweifeltes „Bitte!“ hinzu. Fabian hingegen war vollauf damit beschäftigt, die Situation einzuordnen.
„Warte mal. Du hast da etwas missverstanden. Ich hab dich nicht eingesammelt, um etwas mit dir anzustellen. Ich bring dich gerne irgendwo anders hin, zu Freunden, Familie oder einer Unterkunft. Aber ich setz dich nicht hier auf die Straße, dann überstehst du die Nacht nicht, das weißt du selbst. Und zuhause habe ich ein Sofa, du würdest sicher nicht in meinem Bett schlafen. In Ordnung?“
Er erhielt keine Antwort, sah nur, dass der andere noch blasser geworden war.
„Ich bin anbei Fabian. Und du?“
„Sven.“
Immerhin.
„Was machen wir nun? Willst du wohin?“
Auf dem Rücksitz pure Hilflosigkeit.
„Dann fahren wir zu mir. Ich versprech dir, ich versuche nicht, Sex mit dir zu haben, oder was auch immer du da befürchtest, und du räumst mir nicht heimlich die Bude leer, einverstanden?“
Er lächelte nach hinten und das schien zu helfen, denn Sven versuchte ebenfalls ein winziges Lächeln.
Sodann.
Sven
Er hatte keine Ahnung, was er da tat. Seine innere Stimme schrie regelrecht, er müsse bloß weg von diesem Typen kommen, der vermutlich ein Perverser war. Warum sonst sammelte man einen Fremden nachts von der Straße auf? Aber das Auto war warm und ihm so beschissen kalt. Und der Typ, Fabian, wirkte kein bisschen brutal, sondern ganz ruhig, ganz nett. Nur waren es nicht immer genau die? Oder war das nur so ein Gerücht? Hätte er noch die Kraft gehabt, hätte er trotz allem an der nächsten Ampel die Autotür aufgerissen und wäre gerannt, was seine Beine hergaben. Hatte er aber nicht.
Außerdem wusste Sven wirklich nicht, wohin er gehen sollte. Er war nicht einmal sicher, wo sie hier genau waren. Nicht lange, nachdem er aus der Ausbildung geflogen war, war das WG-Zimmer gefolgt. Ein wohlmeinender ehemaliger Kollege hatte ihn seine Sachen in der Garage unterstellen lassen, gewohnt hatte er in den vergangenen Wochen im Haus vom Chef, wo alle ein- und ausgingen. Unwillkürlich lief Sven ein Schauer über den Rücken.
Der Wagen hielt. Wie gelähmt vor Angst und zugleich unfähig, etwas anderes zu tun, folgte er dem Mann eine Treppe hinauf und in seine Wohnung. Er war groß, deutlich älter als er selbst und wirkte fit – selbst an einem guten Tag hätte sich Sven wenig Chancen ausgerechnet. Und heute war das Gegenteil eines guten Tags. Auf einer anderen Ebene war es ihm beinahe egal. Dann tat der Mann eben mit ihm, was er wollte – Sven war sicher, dass er in diesem Fall einfach sterben würde. War das alles zumindest zu Ende.
Nun aber stand er in einem großen Wohnzimmer, schick, aber nicht ungemütlich eingerichtet, und wusste nicht, was von ihm erwartet wurde. Am liebsten hätte er noch eine ganze Flasche Wodka getrunken, sich auf dem honigfarbenen Parkett zusammengerollt und alles vergessen.