Aber was sind das für Bücher? Nach welchen Kriterien wird entschieden, welches Buch, welcher Autor, welches Genre und welche Qualität gut für den Leser und natürlich gut für Amazon sind? Was passiert mit einem solchen Autor, wenn das dritte Buch gleicher Machart dann langweilig wird? Wenn sich der Geschmack der Leserschaft ändert? Warum gehen viele Autoren dann, wenn's läuft, weg von Amazon? Warum findet man in den USA in kaum einer Buchhandlung eine Veröffentlichung aus dem Amazon-Verlag (und mit welchen Tricks schafft es das Kaufhaus sein Zeugs dann doch da hineinzubringen)? Was tut Amazon für den Autor, welche Leistung erbringt der Internetriese?
Und was zum Teufel hat TTIP damit zu tun? (Das Zauberwort heißt: Buchpreisbindung.)
Hierzu habe ich eine interessante Dokumentation gesehen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Dabei möchte ich betonen: Wer den Weg mit Erfolg geht, hat vielleicht alles richtig gemacht. Ich will das nicht verdammen oder absolut ablehnen. Das Problem ist mMn weniger die Methode an sich, als das Streben von Ämmäsin nach einer Monopolstellung. Denn wer sich an ein Monopol bindet ist fix abhängig und unter Umständen schneller wieder unten, als eine heiße Kartoffel fallen kann. Kann es nicht sein, dass die Leser Kompromisse machen, weil sie günstige Dutzendware lieber konsumieren als etwas teurere Qualität?
Hier der Link zum Thema (der Film ist aus irgendwelchen Gründen etwas klein geraten, aber mit Mediathekview kann man ihn auch in ganzer Größe sehen, etwas verpixelt): http://www.hr.gl-systemhaus.de/video/fs ... _73513.mp4
Jedenfalls: Sich einen albernen englischen Namen wie Emily Bold zu geben und - vielleicht stilistisch ganz gut aber dennoch nur - schmusige Plattitüden zu schreiben, um bei Amazon (und nur dort) Erfolg zu haben, scheint mir nicht ausreichend. Auch der berüchtigte "Blick ins Buch" lässt nichts wirklich Gutes erahnen. Beispiel gefällig? Der Anfang des Nackenbeißers "Der Sehnsucht wildes Herz":
Ein kalter Lufthauch wehte über ihre Wade. Das Laken blähte sich im Wind, und eine Gänsehaut breitete sich auf Sarahs Körper aus. Mit einer schnellen Bewegung wurde ihr Nachtgewand nach oben geschoben, und eine Hand legte sich fest auf ihren Mund, um den Schrei zu ersticken, der ihrer zugeschnürten Kehle hätte entweichen können.
Mit vor Angst geweiteten Augen sah sie in das von nachtschwarzem Haar umgebene Gesicht über ihr. Stahlgraue Augen schienen sie zu verschlingen. Sie wollte sich wehren, aber ein schwerer, männlicher Körper presste sie in das Stroh ihrer Matratze und ließ ihr kaum genug Luft zum Atmen.
„Sei still, Querida“, flüsterte der Mann in ihr Ohr, und seine Zunge fuhr heiß ihren Hals hinab. „Ich habe heute deinen Blick gespürt“, murmelte er, als er die Bänder am Halsausschnitt ihres Leibchens löste. „Konnte spüren, wie sehr du dich nach einem Mann sehnst.“
Sarahs Puls raste. Sie wand sich unter ihm und konnte deutlich seine harte Männlichkeit an ihrem Schoß spüren. Der dünne Stoff zwischen ihren Körpern stellte fast kein Hindernis dar, und seine dunklen Bartstoppeln kratzten, als er seinen Mund auf ihren presste. Er leckte an ihren Lippen, während seine Hände hitzig ihren unerfahrenen Leib erkundeten. Sarah stöhnte erschrocken auf, als seine raue Hand ihre Brust umfasste. Diese Gelegenheit nutzte er und ließ seine Zunge genüsslich in ihren Mund gleiten.