die Sache mit dem Karneval, Fasching usw.

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Sensenmann
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Registriert: Di 20. Nov 2012, 07:55
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die Sache mit dem Karneval, Fasching usw.

Beitrag von Sensenmann »

Hatte vorhin eine nette Kindheitserinnerung.
Ich komme ja ursprünglich aus Dessau. Kindheit im DDR-Mittelalter.
Karneval gabs bei uns in der Region fast gar nicht. Alles, was ich in jungen Jahren mitbekam,
war Kinderfaschin im Kindergarten und in der Schule, also als Pioniernachmittagssonderveranstaltung.
Das war alles recht dröge. Langweiliges Verkleiden, blöde Tanz- und Wurstfangspiele, Wahl des schönsten
Kostüms ... aufgesetztes Heutewollenwirmallustigsein!

Da kam mir heute früh also in Erinnerung, dass ich daheim zum Rosenmontag die irre Freiheit hatte,
das Wohnzimmer mit bunten Girlanden und und Papierschlangen (Mutter: "Nö, Konfetti machen wir nicht!")
schmücken durfte. Mutter brachte dann nachmittags immer Pfannkuchen mit, wenn sie von der Arbeit kam,
es wurde Kaffee getrunken, vielleicht sogar was Witziges im Fernsehen geschaut - und dann war wieder
Ruhe für ein Jahr.

Nicht spektakulär, das sehe ich ein. Und dass es sich in der Erinnerung festgesetzt hat, liegt wohl nur
an der Tatsache, dass ich dem Tag ein bischen meinen Stempel aufdrücken konnte, ganz gegen die
sonstigen Gegebenheiten. Und damit ist es für mich letztlich echt karnevalesk: das Durchbrechen des
Gewohnten, ein kleiner Tabubruch. Regelmäßig, und irgendwie mit etwas Spaßigem.

Ich wünsche allen Närrinnen und Narren, dass sie den heutigen Rosenmontag nicht in düsterer Erinnerung
behalten, sondern sie heute irgendetwas erleben, das sich als gute Erinnerung festsetzt.

Helau! :wink:
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spiralnebel111
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Registriert: Sa 13. Nov 2010, 17:50
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Re: die Sache mit dem Karneval, Fasching usw.

Beitrag von spiralnebel111 »

Wir feierten als Kinder in erster Linie Straßenkarneval. Also, sonntags morgens kostümieren und schminken lassen (ich kann heute noch Mamas Lippenstift riechen, der auch als Rouge oder Nasenrot eingesetzt wurde) und raus ging es. Lärm machen war wichtig, viele Kinder treffen, viele Kostüme gucken, manchmal wurden sogar Fotos gemacht!
Später gab es dann auch Kinderbälle, die waren ein Riesenkrach mit vielen kostümierten Kindern.
Rosenmontagszug gab es in Trier - nach einem schrecklichen Unfall - etliche Jahre nicht, der kam erst wieder als ich ein Teenager war.
Manche Familien haben Mäusjoa (Faschingskrapfen) gebacken, und wir haben manchmal gesungen um zu betteln.
Der Lärm war das Wichtigste: Fletsch, Pistolen, Gewehre, Zinkplätchen, Kracher und Knaller. Es gab unzählige Cowboys und Indianer. Cowboy war nicht teuer: kariertes Hemd, eine halbe Streichholzschachtel als Halstuchhalter, der Gurt und ein Hut, gerne geerbt von älteren Cowboys in Familie und Nachbarschaft.
Montags ging es genauso weiter und dienstags ebenso. Schule war nicht...
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Oswald Blau
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Re: die Sache mit dem Karneval, Fasching usw.

Beitrag von Oswald Blau »

Hellau und Allaf,

Die beschriebenen Kinderparties hab ich auch gefeiert. Andreas war Cowboy, Carsten der Indianer und ich Sträfling. Die Krankenschwester aus dem Kindergarten, die damals schon auf dem erhalten gebliebenen Foto so gut aussah, was aus der wohl geworden ist? Vielleicht Jens Spahn? :mrgreen: In der Schule hat dann der Michael die Lehrerin an seinen rechten rechten Platz gewünscht und die hat sich die Stirn küssen lassen. Wie unhygienisch! Heue ist Abstand. Keine Küsse, auch nicht aus Schoko, weil in der Kussfabrik einer positiv und das wiederum negativ für das Geschäft Mitte Küsse.
Mir fällt nicht schwer, ich bin als Erwachsener absoluter nogoKarnevalist geworden. Aber erinnern kann ich mich gut an diesen Zauber. Und es tut mir auch ehrlich Leid für die Menschen, denen diese fünfte Jahreszeit so viel bedeutet. Danke dafür, dass ihr in diesem Jahr ein bisschen kürzer tretet und den Rest der Gesellschaft mit guten Sprüchen unterstützt, damit wir im nächsten Jahr wieder alle miteinander feiern können. Mit anfassen!
Hab' jetzt wieder Bücher!
...und zwar hier
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