Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

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Bice
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Bice »

Ein ganz grossartiges Buch biografischer Art habe ich gestern beendet. Grossartig halt für meine ganz persönlichen Anforderungen.
Es ist vorwiegend auf dokumentierten "Fakten" aufgebaut, daher ist es eher im "nüchtern-sachlichen" Bereich anzusiedeln.

Es handelt sich um eine Geschichte die sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Schweiz zugetragen hat.
Die Hauptpersonen sind: Lydia Welti-Escher, die Alleinerbin des wohl reichsten und einflussreichsten Schweizers jener Zeit, die Tochter Alfred Eschers. Des weiteren ihr Mann, Emil Welti, Sohn des über viele Amtsperioden mächtigen, tonangebenden Bundesrates Emil Welti.
Und der Dritte im verhängnisvollen Bunde war der Kunstmaler Karl Stauffer, ein äusserst erfolgreicher Portraitmaler, dessen Studie Gottfried Kellers sich bis heute in den Köpfen der Keller-Verehrer weit über die Schweizer Grenzen hinaus erhalten hat. Wer an Keller denkt, der hat nämlich in den meisten Fällen ein Gemälde von Stauffer vor sich, dieses ----> http://www.google.ch/imgres?imgurl=http ... 29,r:0,s:0 oder dieses----> http://www.google.ch/imgres?imgurl=http ... =93&ty=130

Die Lebensgeschichte Lydia Welti-Eschers beinhaltet praktisch alles was das Leben an Dramatik zu bieten hat....da kann sich jeder Roman-Schriftsteller noch so sehr anstrengen, seine Phantasien reichen nicht aus, das zu überbieten.

LYDIA WELTI-ESCHER. EIN GESELLSCHAFTSPOLITISCHES DRAMA. Herausgegeben von Joseph Jung
krimtango
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von krimtango »

Hallo Bice, das hört sich wirklich gut an, sowas könnte mich auch interessieren.
Bice
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Bice »

Huhuuu Krimtango

wenn Du bei google Lydia Welti-Escher eingibst, kommt eine Seite von Wiki und dort kannst Du schon mal bisschen in diese Lebensgeschichte reinschmökern. Es hat auch paar Bilder dabei.

Sehr spannend in diesem Buch sind halt auch die damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten, z.B. was Frauen durften, und was sie nicht durften. Und dass Ehebruch in den meisten Schweizerkantonen noch strafbar war, eine Ausnahme war der Kanton Genf....
Bice
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Bice »

Als ich ein Teenager war - in den 60er-Jahren - da waren die Gazetten voll mit Storys über die Maria Callas. Und je nach dem, um welches Blatt es sich handelte: über ihre künstlerischen Glanzleistungen oder aber über geschmissene Vorstellungen, über Misserfolge, das Nachlassen der stimmlichen Kraft, über irgendwelche Wutanfälle und vor allem auch über das Auf und Ab in ihrer Beziehung zu Aristoteles Onassis.

Nun habe ich grad einen ca. 2-wöchigen Lese-Marathon hinter mir: 4 Callas-Biografien, 2 davon las ich zum 2. Mal.

Am besten gefiel mir GRIECHISCHES FEUER. MARIA CALLAS UND ARISTOTELES ONASSIS v. Nicholas Gage.

Der Schwerpunkt dieses Buches liegt zwar nicht auf ihren Leistungen als Sängerin, sondern es geht mehr um das Privatleben der Callas....vor allem um die Jahre an der Seite von Onassis. Er war und blieb über seinen Tod hinaus bis zu ihrem eigenen frühen Tod die grosse Liebe ihres Lebens, und es deutet alles darauf hin, dass die Callas auch für ihn die grosse Liebe seines Lebens war. Doch er hat das zu spät erkannt, erst nachdem er bereits mit der Jacky Kennedy verheiratet war.....

Der Autor hat - so dünkt mich - gewissenhaft recherchiert. Einiges hat er zwar in einer anderen Callas-Biografie abgekupfert, nämlich in DIE CALLAS v. Arianna Stassinopoulos. Dieses Buch gefiel mir auch nicht schlecht, doch ist es anders aufgebaut, viel weniger umfassend, weniger ausgewogen....der Schwerpunkt liegt mehr in der Analyse über die Zwiespältigkeit im Wesen der Callas: auf der einen Seite der Mensch Maria, auf der anderen Seite DIE CALLAS....

Das 3. Buch: MARIA CALLAS v. Jürgen Kesting. Der Autor ist, soviel ich weiss hauptberuflich Musikkritiker, daher befasst er sich hauptsächlich mit ihren künstlerischen Leistungen, weniger mit dem Menschen hinter dem grossen Namen.

Das 4. Buch: MEINE STIMME VERSTÖRTE DIE LEUTE. DIVA ASSOLUTA MARIA CALLAS v. Gunna Wendt. Eine Art Kurzfassung über Leben und Wirken der Callas auf gerade mal knapp 240 Seiten, also nichts wirklich Umfassendes....gut für jene Leser, die sich auf die Schnelle bisschen über die Callas informieren möchten.

Und über diese Bücher hinaus habe ich mir natürlich jede Menge Videos bei YouTube angeschaut. Und wie immer, wenn ich mich so intensiv mit einem Thema beschäftige, habe ich nachher ganz enorme Mühe mich davon zu lösen und mich auf einen anderen Menschen/eine andere Lebensgeschichte einzulassen..... :roll:
buecherlady73
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von buecherlady73 »

Meine Lieblingsbiographie ist die von Harald Juhnke Meine sieben Leben. Gelesen habe ich das Buch 1999. Besonders interessant fand ich, wie Harald die Zusammentreffen mit der Boulevardpresse beschreibt: Frühmorgens klingelte die Pressemenschen an seiner Tür, er öffnete, völlig verschlafen, oft auch verkatert, und die unvorteilhaften Bilder von ihm waren im Kasten.

Absolut lesenswert!

viele grüsse
Bice
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Bice »

Biografisches betr. Harald Juhnke, da habe ich - in meinem Erinnerungsvermögen grabed - mit Sicherheit das Buch seiner Frau gelesen IN GUTEN WIE IN SCHLECHTEN TAGEN.
Durch die Erzählungen von Susanne Juhnke konnte ich Einsicht nehmen in mir bisher unbekannte Aspekte in Sachen Alkoholismus und seine möglichen Folgen....nämlich das Korsakow-Syndrom. Ich konnte Einsicht nehmen auch dahingehend, was eine derart massive Suchterkrankung für die Angehörigen bedeutet.....im Besonderen für die Angehörigen eines Menschen, der im Blickpunkt der Medien, der Oeffentlichkeit steht.

*****

Ich habe mir vor paar Tagen ganz gezielt ein Buch/ein Büchlein aus meinem Bücherbestand rausgefischt, das ich zwar schon mindestens zwei- wenn nicht gar dreimal gelesen habe. Ich habe es deswegen rausgesucht, weil ich wusste, dass mir die Lektüre dieses Buches einfach gut tut......

Die Autorin ist Alice Herdan-Zuckmayer, die Frau Carl Zuckmayers. Der Titel dieses Buches DAS KÄSTCHEN. GEHEIMISSE EINER KINDHEIT......für mich persönlich ist dieses Büchlein ein literarisches Kleinod.....eine sogenannte "Trouvaille", im Schatten der literarischen "Geschäftigkeit" abwartend, dass es der eine oder andere interessierte Leser entdeckt.....
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Flavia
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Flavia »

Ich habe neulich bei Markus Lanz das Gespräch mit Andre Heller verfolgt, der unter anderem auch von seinem Buch erzählt hat.

André Heller: "Feuerkopf". Die Biografie

Ich fand es unwahrscheinlich interessant wie er über sein Leben und seine persönliche Entwicklung gesprochen hat. Er galt wohl wegen seiner explosiven Art in der Öffentlichkeit als ein schwieriger Mensch, über dessen Gründe er ebenfalls sehr offen und tiefsinnig sprach. Dieses Buch steht ganz oben auf meiner Liste der Bücher, die ich in nächster Zeit lesen möchte.
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Allegra1 »

Uiiii, diesen Thread habe ich noch gar nicht entdeckt. Supi, dass du es getan hast, Flavia :) .

Und herzlich Willkommen im Forum :D .

Wenn ich mal ein bißel mehr Zeit habe, muss ich auf jeden Fall mal alle Beiträge in Ruhe lesen. Scheinen einige wirklich interessante Bücher dabei zu sein.

Mein absolutes Highlight in der Kategorie Autobiografien ist

" Der lange Weg der Freiheit " von Nelson Mandela.

Das ist eines der wenigen Bücher, die ich irgendwann noch einmal lesen möchte.


Hätte da mal eine Frage zu dem Thema...
Unter was fallen eigentlich Bücher wie z.B. " Die weiße Massai ", " Dschungelkind ", " Wüstenblume " ect. ?
Autobiografische Romane ?


Dabei fällt mir ein,dass ich auf meinem SUB noch die Autobiografien von Hans J. Massaquoi liegen habe und jetzt richtig Lust bekomme, diese in naher Zukunft anzugehen.

" Neger, Neger, Schornsteinfeger "

und der 2.Teil " Hänschen klein, ging allein..."
" Wer ohne Freund ist,
geht wie ein Fremdling über die Erde "

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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von bienchen »

Ich mag solche Bücher auch.

Als Kind habe ich "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr super, auch die beiden weiteren Bände "Warten bis der Frieden kommt" und "Eine Art Familientreffen" Das sind zwar keine direkten Biografien, aber sie beschreibt da etliche Erfahrungen aus ihrer Kindheit.

Jetzt aktuell hat mir "Schloss aus Glas" von Jeanette Walls sehr gut gefallen.
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Flavia
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Flavia »

Danke sehr, Allegra1! :) Mal sehen was ich noch so finde. :wink:
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Allegra1 »

bienchen hat geschrieben:Ich mag solche Bücher auch.

Jetzt aktuell hat mir "Schloss aus Glas" von Jeanette Walls sehr gut gefallen.
Jaaaaaaaa, mir auch ... Das ist eines meiner Lieblingsbücher :D .
Das zweite Buch von Jeanette Walls fand ich auch richtig gut... " Ein ungezähmtes Leben ".
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geht wie ein Fremdling über die Erde "

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Bice
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Bice »

Ein hochinteresantes Buch habe ich mal wieder aufgegabelt.

EH' ICH'S VERGESSE.... v. Erich Ebermayer. Herausgegeben v. Dirk Heisserer
Erinnerungen an Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Klaus Mann, Gustaf Gründgens, Emil Jannings und Stefan Zweig.

Unglaubliches ist da zu lesen. Dass der Nachlass Ebermayers (1900-1970) als verschollen galt, dass man ihn erst in den Anfangsjahren dieses Jahrhunderts zufällig im Zimmer eines alten Schlosses gefunden hat... unter einer dicken Staubschicht verborgen, in einem ganz desolaten Zustand, ein Durcheinander sondergleichen. Ein Durcheinander, dass noch manche Jahre der Durchsicht und des sorgfältigen Ordnens beanspruchen wird.

Ein erstes Resultat dieser Durchsicht ist schonmal dieses Buch....
Bice
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Bice »

Allegra1 hat geschrieben: Hätte da mal eine Frage zu dem Thema...
Unter was fallen eigentlich Bücher wie z.B. " Die weiße Massai ", " Dschungelkind ", " Wüstenblume " ect. ?
Autobiografische Romane ?
DIE WEISSE MASSAI und WÜSTENBLUME habe ich gelesen, sowie auch NEGER, NEGER, SCHORNSTEINFEGER und NICHT OHNE MEINE TOCHTER.

Sie alle haben mich nicht beeindrucken können....

Genau genommen sollte man sowieso sämtliche Autobiografien mit einer gewissen Skepsis angehen. Solcherart Bücher können zum Vorneherein nicht objektiv sein, sie sind IMMER subjektiv, so sehr sich der Autor auch um Sachlichkeit bemühen mag. Das meine ich in keinster Weise abwertend, das ist vom "menschlichen" Standpunkt her gesehen logisch.... 8)

Was die obengenannten "Autobiografien" betrifft, da habe ich vor allem bei NICHT OHNE MEINE TOCHTER mancherlei Sequenzen als "romanhafte" Ausschmückungen, als Beiwerk nur empfunden, um der Geschichte jenen "Kick" zu geben, der das Buch zu einem Bestseller machen könnte....

Jedoch: Ein jeder Leser liest ein Buch auf seine Weise! Er nimmt das auf was ihn anspricht, aus welchen Gründen auch immer, z.B. aufgrund seiner ureigenen Erfahrungswerte, er verweigert all das, was ihm zuwiderläuft....

Mit ebensolcher Skepsis sollten die Leser, über Autobiografien hinaus, auch Biografien angehen....wenn diese Leser den Anspruch haben, sich möglichst sachlich an die Person ihres Interesses annähern zu können.
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von Allegra1 »

@Bice
Ehrlich gesagt, habe ich persönlich bei Autobiografien gar nicht den Anspruch auf objektive Sachlichkeit. Ich finde gerade toll, wenn die Gefühle der Menschen " durchkommen ", so fällt es mir viel leichter das Leben dieser Menschen nachzuvollziehen. Denn nicht der reine Lebenslauf macht doch einen Menschen aus, sondern seine Gefühle, Empfindungen, Gedanken.

Sicherlich wird in diesen Autobiografien auch vieles ausgeschmückt, wobei ich meine , dass eben solche Bücher dann autobiografische Romane genannt werden.
Meines Erachtens zählen dazu die oben genannten.

" Wüstenblume " hat mich schon ziemlich beeindruckt und nachdenklich gemacht.
"Die weiße Massai" hat mir als Roman sehr gut gefallen. Wäre auch gerne mal eine weiße Massai *träum* :wink: :mrgreen: .
"Dschungelkind" war nett zu lesen.
" Nicht ohne meine Tochter" habe ich nicht gelesen und möchte es auch nicht.
Aber wie gesagt..."Der lange Weg der Freiheit" fand ich richtig gut und sehr beeindruckend.
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spiralnebel111
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Re: Autobiografien/Biografien/Biografische Romane und Ähnliches

Beitrag von spiralnebel111 »

Wüstenblume hat mich erschüttert, Dschungelkind habe ich abgebrochen, interessantes Leben, interessante Themen, aber todlangweilig geschrieben, der Stil hat mir richtig wehgetan.

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