Dai Sijie: Balzac und die kleine chinesische Schneiderin

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bienwald
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Dai Sijie: Balzac und die kleine chinesische Schneiderin

Beitrag von bienwald »

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Autor:
Dai Sijie, geboren 1954 in der Provinz Fujian in China, wurde von 1971 bis 1974 im Zuge der kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf verschickt.

Nach Maos Tod studierte er Kunstgeschichte und emigrierte 1984 nach Paris.

"Balzac und die kleine chinesische Schneiderin", sein erster Roman,
(aus dem Französischen übersetzt von
Giò Waeckerlin Induni)
wurde ein großer internationaler Erfolg und in einer französisch-chinesischen Produktion verfilmt.
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Meine kurze Zusammenfassung:

Sie hat zwei hinreißende Schühchen aus glänzendem, rosafarbenen Stoff an den Füßchen, ein zauberhaftes Lächeln und einen dicken schwarzen Zopf, der ihr den Rücken runter hängt. Das ist die kleine Schneiderin aus dem abgelegenen Bergdorf, und Luo verliebt sich schon beim ersten Blick in sie.
Sein Freund und er, zwei Studenten, die zur "kulturellen Umerziehung" in diese entlegene Gegend in den Bergen verschickt wurden.
Sie haben nur eine Chance, da vorher wieder rauszukommen, rechnen sie sich aus, wenn sie in den Besitz dieses Koffers kommen, der die verbotenen literarischen Werke der westlichen Welt beinhaltet.
Nachdem sie vorher schon vom Dorfältesten in die benachbarte Stadt geschickt worden waren, um sich erlaubte Filme anzusehen, um sie dann im Dorf wieder zu erzählen, hatten sie schon Übung darin, Geschichten, also Filme und auch Geschriebenes, nachzuerzählen. Und nicht nur das, sie schmückten das aus nach ihren Gutdünken, machten es spannend, pausierten vor den spannendsten Stellen; und vor allem: jede Erzählung musste auf die Minute genau so lange dauern wie der Film gedauert hatte?..
Sie leben ganz primitiv, in einer Hütte, mehr einem Stall, müssen auf dem Feld oder im Bergwerk arbeiten, führen ein sehr tristes Leben. Und morgens, wenn die Sonne aufgeht, wird das Dorf vom Dorfältesten geweckt, und alle müssen zur Arbeit, bis es wieder dunkel wird. Da die beiden einen Wecker dabei haben, einer der wenigen Dinge, die sie mitbringen durften, sind sie die einzigen, die eine Uhrzeit haben. Und der Dorfälteste ist ganz fasziniert von diesem Wunderwerk, als es immer morgens anfängt zu klingeln??.Er kommt also morgens, wartet auf den Wecker, und dann gibt er erst Signal zum Wecken der Leute. Die beiden kommen dann schnell auf die Idee, den Wecker eine Stunde oder auch zwei zu verstellen, wenn sie mal länger schlafen wollen. Nur wissen sie nach einigen Tagen dann selbst nicht mehr, welche richtige Uhrzeit eigentlich ist?. -
Eines Tages finden sie unter dem Bett eines anderen jungen Mannes, der auch dort ist, einen schwarzen Lederkoffer. Sie verschaffen sich Zutritt mit einem selbstgemachten Dietrich, und gucken nach, was drin ist. - Und staunen: Da sind die ganzen Herrlichkeiten der westlichen Literatur, ob Balzac, Rousseau, Stendhal, Dostojewski, und und und?.. Sie wollen unbedingt diesen Koffer besitzen, und klauen ihn eines nachts, als der Besitzer auf einem Fest ist. Sie lesen nun alle Bücher, und erzählen die Inhalte, insbesondere von Balzac, der kleinen Schneiderin vor. Und so beginnt das Schicksal, das eine unerwartete Wende nimmt und einen unglaublichen Schluss beschert?.
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Diese zwei pfiffigen Studenten, die in dieses abgelegene Bergdorf zur Umerziehung verschickt wurden, lernen das Leben der Bauern dort kennen, aber auch die Arbeit im Bergwerk, alles streng strukturiert vom Dorfältesten.

Um den Widrigkeiten ihres Daseins zu entkommen, sehen sie nur eine einzige Chance: in den Besitz dieser verbotenen Bücher zu kommen.
Wie das geschieht, und was dann geschieht, das wird in unnachahmlicher Weise, sehr witzig, ironisch und phantasievoll beschrieben.

Das ist der erste Roman dieses Autors, und ich werde ganz sicher seinen zweiten auch lesen. Was mir bei ihm aufgefallen ist: Er kennt keine Tabus in Bezug auf die sexuellen Geschlechterbeziehungen und den Sex allgemein, wie sonst in der Literatur von Chinesen üblich. Aber er lebt eben schon sehr lange in Frankreich...
Zuletzt geändert von bienwald am So 27. Jul 2008, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
Herzlichen Gruß
Bienwald
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bienwald
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Verfilmung wird in ARTE gezeigt

Beitrag von bienwald »

Regisseur Dai Sijie verfilmte seinen autobiografisch gefärbten Debütroman. Auftakt zu einem Arte-Themenabend über China.

Heute, 20.40-22.30 Uhr in ARTE
Montag, 4. August: 14.55 - 16.50 Uhr in ARTE


Interessant finde ich, dass die Beschreibungen dieses Films nicht stimmen. Entweder weicht der Autor, der ja selbst der Regisseur ist, im Film vom Inhalt des Buchs ab, oder in TV-today und auch den Fernsehzeitschriften sind falsche Inhaltsangaben angegeben, die wiederum unterschiedlich sind.

Einmal heißt es, sie würden bei dem Mädchen diesen Koffer voller verbotener Bücher finden, dann heißt es, sie lernen das Mädchen kennen und finden einen Koffer.....
im Buch ist aber ganz eundeutig der Sachverhalt anders.
Sie entdecken den Koffer bei einem Mitbewohner des Dorfes, brechen dort eines Nachts in sein Haus ein und stehen diesen Koffer.
Also der Koffer wird weder bei dem Mädchen gefunden, noch in der Nähe des Mädchens.......

Sehr seltsam....
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bienwald
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Beitrag von bienwald »

den Film habe ich vorhin gesehen in ARTE.

War gut gemacht, naja, der Autor war der Regisseur, wenn ich richtig gelesen habe. Einiges kleines bisschen verändert, klar, muss immer sein, wenn ein Thema oder Buch verfilmt wird.

Der Film war sehr gut gemacht.
Hat jemand ihn auch gesehen ??
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Flix
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Beitrag von Flix »

Das Buch ist wirklich klasse. Den Film habe ich leider noch nicht gesehen.
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bienwald
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Beitrag von bienwald »

kam im TV, vie3leicht kommt er wieder mal, ist sehenswert, wirklich sehr gut gemacht.
Herzlichen Gruß
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