Die Stunde in der ich zu glauben begann von Wally Lamb

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Emanuelle
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Die Stunde in der ich zu glauben begann von Wally Lamb

Beitrag von Emanuelle »

Die Stunde in der ich zu glauben begann von Wally Lamb


Der Autor: Wally Lamb,geboren 1950, wurde durch seine beiden Romane "Die Musik der Wale" und "Früh am Morgen beginnt die Nacht", die in 15 Ländern erschienen, auch bei uns zum Bestseller-Autor.Bis lange nach seinem ersten Überraschungserfolg war Wally Lamb als Englischlehrer an einer Highschool an der Ostküste der USA tätig. Seit einigen Jahren gibt er in einem Frauengefängnis in der Nähe seines Wohnorts Kurse in Creativ Writing und setzt sich auch politisch für eine Verbesserung der Bedingungen der Gefangenen ein.Wally Lamb het drei erwachsene Söhne und lebt mit seiner Frau in Connecticut,USA.



Der Klappentext: Erst vor kurzem sind Caelum Quirk und seine Frau Maureen nach Colorado gezogen. Doch was ein Neubeginn für ihre Ehe sein sollte, findet kurz darauf durch den Amoklauf an der Columbine Highschool ein abruptes Ende. Mitten in dem blutigen Massaker: Maureen die den Anschlag stundenlang versteckt in einem Wandschrank überlebt. Traumatisiert flüchtet sie in eine eigene Welt. Ohnmächtig muß Caelum zusehen, wie seine Frau ihm immer mehr entgleitet. Bis das ungeheuerliche geschieht, Betäubt von Medikamenten, die ihren Schmerz lindern sollen, wird Maureen schuldig am Tod eines Jungen-und landet just in jenem Gefängnis, dass Caelums Großmutter knapp hundert Jahre zuvor als erstes Frauengefängnis des Landes begründete. Für Caelum schließt sich auf brutale Weise ein Kreis: Will er Maureen und seine Liebe zu ihr retten,muß er sich endlich der geschichte seiner Familie stellen, und jenes dunkle Rätsel seiner Herkunft lösen, vor dem die starken Frauen seiner Familie ihn stets zu schützen versuchten. Es ist ein schmerzlicher Prozess, der Caelum zwingt, auch den eigenen Fehlern und Schwächen ins Auge zu blicken-und der seinen Glauben an sich selbst und an alle bisherigen Gewissheitenseines Lebens tief erschüttert. Bis ihn ein mutiger Schritt, der die Vergangenheit mit der Zukunft versöhnt, erlöst...



Meine Meinung: Das Buch ist sehr gut geschrieben. Was mich ein bißchen gestört hat, waren die Rückblicke in die Vergangenheit, für mich waren sie stellenweise sehr langatmig beschrieben. In diesem Buch gibt es sehr viele Personen, so dass ich mich manchmal gefragt habe, wer war das jetzt wieder? Das hat mich manchmal sehr verwirrt.

Wally Lamb greift wahre Begebenheiten auf, die uns Menschensehr erschüttert haben.

Es fängt an mit dem Amoklauf vom 20.April1999 an der Columbine Highschool in Amerika, als Eric Harris und Dylan Kleboldt, Schüler und Lehrer wahllos nacheinander töteten, und alle fassungslos waren, und sich fragten, wie so etwas geschehen konnte. Der Hauptprotagonist Caelum Quirk,ein Lehrer an der Columbine High, der nicht persönlich bei dem Schulmassaker dabei war, sonder seine Frau, die dort Schulkrankenschwester war, kümmert sich um die Opfer, tröstet und beträut sie. Immer wieder mußte er seine Frau Maureen auffangen, die es Zeit ihres Lebens nicht geschafft hat zu verarbeiten, was an jenem 20.April1999 geschah. Daran ging sie zu Grunde, wurde Medikamenten abhängig und überfuhr einen Jungen ein paar Jahre später im Drogenrausch, wofür sie 5 Jahre Gefängnishaft bekam, so weitreichen war die Tat von Harris und Kleboldt.

Weiter geht es mit dem furchtbaren Irak Krieg, den Osama Bin Laden, mit dem Angriff auf das World Trade Center ausgelöst hat.Dann schickte Bush die Soldaten in den Krieg, die zurück kamen und an Körper und Seele gbrochen und verstümmelt waren.

Nun wird der Hurrkan Katrina von ihm aufgegriffen, der fast allen Menschen die dort gelebt haben, ihr zu Hause nahm, ihre Existenz, , und nichts mehr überlies als ein zertrümmertes, zerstörtes Leben und Land.

Wally Lamb hat hier ein sehr ergreifendes, wahrheitsgetreues Buch geschrieben, was mir sehr gut gefallen, und mich teilweise auch erschüttert hat. Es lohnt sich auf jeden Fall dieses Buch zu lesen.
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LilStar
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Registriert: Do 13. Nov 2008, 16:35

Beitrag von LilStar »

Neun Jahre, die Wally Lamb an seinem neuen Buch "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" geschrieben habe. Eine lange Zeit, aber wenn man sich die Themenvielfalt in diesem Buch ansieht, dann ist es absolut verständlich, dass es gedauert hat. Neun Jahre, in denen viel passiert ist. Lamb hat in sein Buch das aktuelle Geschehen der letzten Jahre ebenso einfließen lassen wie viele andere geschichtliche Aspekte.

In "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" geht es um das Leben von Caelum Quirk und seine Frau Maureen und deren Schicksalsschläge. Und das sind nicht wenige. Angefangen bei einer Trennung der beiden, anschließender Versöhnung, dem Massaker an der Columbine Highschool in Littleton, Drogen- und Alkoholsucht, einem Autounfall mit Todesfolge und noch einigem mehr.
Zusätzlich zum eigentlichen Geschehen erfahren wir auch viel über das Leben von Caelum als Kind und Jugendlicher und besonders auch über seine Familie, den Quirks, von denen er der letzte Abkömmling ist.

Wenn man dies liest, dann könnte man meinen, dass sich der Autor ein wenig zu viel vorgenommen hat mit dieser Geschichte.
Zugegeben, zunächst fühlte ich mich auch ein wenig erschlagen vom Umfang des Buches, immerhin hat es über 700 Seiten, und den sehr umfangreichen Rückblenden in die Vergangenheit der Quirk-Familie. Allerdings war das gesamte Buch durchgehend sehr fesselnd und bewegend.
Wally Lambs Art Geschichten zu erzählen ist einfach brillant. Er versteht es den Leser so in seinen Roman hinein zu ziehen, dass man automatisch mit leidet, auch wenn einem die Hauptprotagonisten nicht einmal sehr sympathisch sind.
Und auch wenn die Masse an wirklich schrecklichen Ereignissen im Leben von Maureen und Caelum beinahe unwirklich scheinen, hat man jedoch nicht das Gefühl, als wäre der ganze Ablauf unwirklich. Im Gegenteil, nach Beendigung des Buches hatte ich eher den Eindruck das Leben eines Menschen miterlebt zu haben, der viele Schicksalsschläge überstanden hat.

Die Art zwischendurch immer wieder die Perspektive zu ändern und aus der Sicht von diversen Personen zu schreiben, teils auch in Briefform oder Zeitungsberichten, lockerte das ganze Buch teils sehr auf und wirkte erfrischend.
Durch den Bezug auf reale Geschehnisse, an die sich jeder Mensch noch erinnern kann (Columbine, Katrina etc.) wirkte das Buch auch noch einmal mehr fesselnd und die Geschichte realer.

Für mich war "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" ein wirklich großartiges Buch, auch wenn ich den Titel nicht wirklich aussagekräftig genug finde und mir das Buch schon anhand des Titels wohl nie selbst gekauft hätte. Es erweckte in mir einfach den Eindruck, als würde es zu sehr in eine religiöse Sparte rutschen, die einfach jeder Mensch für sich selbst entdecken muss und in die man nicht "rutschen" kann. Aber so war es gar nicht. Natürlich kann der eine oder andere für sich sicherlich auch religiöse Aspekte rauslesen, aber es wird einen nicht aufgezwungen.
Ich würde das Buch auf jeden Fall jedem weiter empfehlen, der sich gerne auf ausführliche Geschichten einlässt.
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vitalis
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Beitrag von vitalis »

Ich fand diese Rezensionen so interessant, dass ich mich sofort auf die Suche nach Angeboten machte.

Schade, dass es erst im März erscheinen soll.

Wo kann man es denn jetzt schon "unter der Hand" erhalten?
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gildenhaus
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Registriert: Do 22. Sep 2005, 16:10

Beitrag von gildenhaus »

vitalis hat geschrieben:
Wo kann man es denn jetzt schon "unter der Hand" erhalten?
versuch's mal bei buecher.de, allerdings gibt es das dort nur neu

Nachtrag: sehe gerade, dort auch erst ab März. Muß ich mal meine Freundin fragen, woher die das schon hat.
sillesoeren
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Registriert: Sa 8. Nov 2008, 17:02

Familienroman + Lehrbuch zur Posttraumatischen Anpassungsstö

Beitrag von sillesoeren »

Ich schicke vorweg: Das Buch ist noch nicht zu kaufen, es ist ein Leseexemplar, das ich bei Vorablesen.de gewonnen habe.

Aus der Buchbeschreibung will man schließen, dass es sich um einen Roman über die Folgen des Amoklaufs an der Columbine Highschool handelt. Das allein wäre schon eine tolle schriftstellerische Leistung gewesen. Doch dieser Roman bietet sehr viel mehr.

Der Ich-Erzähler Caelum ist Lehrer an der Columbine Highschool, seine Ehefrau Schulkrankenschwester. Caelum ist ein Mann aus dem Leben voller Kanten und Ecken. Er ist zum dritten Mal verheiratet und insgesamt eine widersprüchliche Persönlichkeit mit einem nicht eben geordneten Leben. Nach einem Seitensprung seiner Frau muss er in eine Anti-Aggressions-Therapie, weil er mit einer Rohrzange auf seinen Nebenbuhler losging. Seine Frau Mo wird von einer ziemlich auffälligen Schülerin ?Mom? genannt und erfährt aus seiner Sicht zu viel Aufmerksamkeit von dieser. In seiner alten Heimat liegt seine geliebte Tante Lolly im Sterben, die ihn nach dem Tode seiner Mutter aufgezogen hatte. Kaum ist er an ihrem Sterbebett angekommen, erfährt er von dem Amoklauf an seiner Schule. In größter Sorge um seine Frau überlässt er anderen Lollys Beerdigung.

Lange kann der Leser nicht darüber erleichtert sein, dass Mo unverletzt ist. Meine Befürchtung, dass sie schwer traumatisiert ist, bewahrheitet sich schon bald. Jeder Knall triggert sie. Kein Arzt oder Psychotherapeut kann ihr helfen. Mo und Caelum erleben einen Tiefschlag nach dem anderen.

Aus meiner Erfahrung mit traumatisierten Opfern von belastenden Ereignissen ist dieses Buch sehr gut recherchiert. Ich werde es Kollegen weiter empfehlen, die am Beginn ihrer Ausbildung in ?psychischer Erster Hilfe?, ?Basisnotfallnachsorge?, ?Notfallseelsorge? o.ä. stehen.

Meine Befürchtung, es könnte ein religiös belehrendes oder gar bekehrendes Buch sein, hat sich zum Glück nicht bestätigt. Der Autor versteht es, mich über mehr als 700 Seiten zu fesseln. Dabei ist es egal, ob es um die Aufarbeitung seiner Kindheit geht oder um den Amoklauf oder die Haftbedingungen in US-amerikanischen Frauengefängnissen. Ich bin beeindruckt.
Keksigirl
Beiträge: 25
Registriert: Do 6. Nov 2008, 14:47

Beitrag von Keksigirl »

Hier meine Meinung:


Wer sucht was er wünscht, findet das, was er braucht


Inhalt:

Caelum & Maureen sind seit Jahren - mal mehr und mal weniger glücklich - verheiratet und arbeiten beide an der Columbine Highschool. Caelum ist dort Lehrer, während Maureen eine Teilzeitstelle als Krankenschwester hat.
An einem Tag im April ändert sich ihr Leben für immer, zwei Schüler zünden Bomben an der Schule und erschießen mehrere Schüler und einen Lehrer. Maureen hält sich die ganze Zeit über in der Schule auf, versteckt in einem Schrank, Caelum ist aus familiären Gründen unterwegs. Maureen überlebt, doch sie ist nicht mehr dieselbe. Sie hat Angst, ist wütend, macht sich Vorwürfe, ist völlig traumatisiert und wird süchtig. Das Ehepaar beschließt umzuziehen, denn gerade hat Caelum die Farm seiner Tante Lolly in Connecticut geerbt. Tatsächlich geht es Maureen nach weiteren Rückschlägen irgendwann besser und sie beginnt wieder als Krankenschwester zu arbeiten. Doch die Panik lässt sie nicht los, bei jedem Vorfall wird Maureen zittrig und beginnt schließlich sich Beruhigungsmittel zu spritzen. Eines Abends fährt sie unter Medikamenteneinfluss einen jungen Mann tot und wird zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Caelum bleibt alleine zurück und bald tauchen Unterlagen seiner Vorfahren auf, er begibt sich auf deren Fährte und entdeckt beeindruckendes und erschreckendes zugleich.
Wird es Caelum gelingen sein Leben wieder lebenswert zu leben?

Meine Meinung:

Die Covergestaltung des Romanes ist auf den ersten Blick wenig aussagekräftig, doch nach dem Lesen passt sie bestens zum Inhalt. Wie der Mann auf dem Cover dreht Caelum seiner Vergangenheit den Rücken zu und wirkt desinteressiert und gleichgültig. Doch je mehr er über seine Familie erfährt, desto interessierter und faszinierter wird er.

Wer denkt, dass es nur um den Amoklauf an der Columbine High geht, liegt völlig falsch. Auch die Religion hat immer nur wieder kurze Auftritte und bestimmt das Buch keineswegs.
Das Buch enthält die Geschichte eines starken Mannes, der durch Freundschaft, Liebe, Religion - aber auch Angst, Unverständnis und Hass, etwas findet, an das er glauben kann.

Das Geschehen wird aus Sicht von Caelum in der Ich-Form geschildert.
Die Sprache ist ehrlich, offen, modern und vorantreibend, aber situationsbedingt auch mal derb, mitfühlend und emotional.
Sie zieht den Leser ins Geschehen und wirkt sehr natürlich und angepasst.

Die Protagonisten sind sympathisch und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Ihre Vergangenheit ist eng mit ihren jetzigen Handlungsweisen verknüpft. Ihr Gefühlsleben ist glaubhaft und nachvollziehbar, ihr Handeln so durchaus verständlich.

Die Handlung allerdings ist leicht überladen, irgendwie wirkt es doch etwas zweifelhaft, das ein und dieselbe Person so viele negative Erlebnisse haben kann.
Allerdings enthält der Roman auch 750 Seiten in denen natürlich etwas passieren muss, um den Roman nicht langweilig oder langatmig werden zu lassen. Viele Rückblenden, Zeitungsartikel, Tagebuchauszüge & Briefe aus dem 19. Jahrhundert... sorgen immer wieder für den nötigen Schwung und für Abwechslung im Verlauf der Geschichte.
Teils ist es zwar etwas schwer die Zusammenhänge zu erkennen, aber kurz darauf wird auch alles wieder aufgeklärt und am Ende hat man ein fertiges Puzzle, in dem jedes Teil bestens passt.
Der Roman umfasst einen Zeitraum von mehreren Jahren, so dass die Entwicklung der Protagonisten genau verfolgt werden kann.

Fazit:

Ein überzeugender Roman, der sicherlich auch ohne den ein oder anderen Schicksalsschlag ausgekommen wäre.
Ein Buch, dem es weder an Spannung, noch an Gefühl fehlt und das Mut macht und zeigt, dass jeder Rückschlag nur noch mehr Kraft gibt, um das zu suchen (und zu finden), was man wirklich braucht.
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